Region: Uckermark
Name (Stadt/Gemeinde): Schwedt (Eingemeindungen:Gatow, Kunow, Kummerow, Heinersdorf, Criewen, Zützen, Vierraden, Stendell, Blumenhagen, Gramzow)
Einwohnerzahl: 39097 (30.06.2003), Tendenz fallend
PLZ: 16303
Nachdem die jüdische Bevölkerung wegen Ausbruch der Pest, für die sie verantwortlich gemacht wurden, aus der Mark Brandenburg vertrieben worden ist, kam es erst wieder 1671 nach dem Edikt von Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg zur erneuten Besiedelung jüdischer Familien.
1672 zog Benedikt Levi mit kurfürstlicher Genehmigung nach Schwedt und wurde erster sogenannter "Schutzjude".
Zuvor hatte er in Oderberg gelebt und verhalf zur Gründung einer Bibliothek. Außerdem betrieb er dort effektiven Handel. Trotz Schutzbriefes kam es immer wieder zu Einbrüchen in sein Geschäft und anderen Diskriminierungen durch judenfeindliche Oderberger, bis letzlich auch sein Haus völlig abgebrannt wurde. Genau wie Benedict Levi zog es auch andere jüdische Familien nach Schwedt.
1812 ist die größte Zahl an Bürgerbriefen ausgestellt worden. Die Stadt schien ihnen besonders gute Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Die Einwohnerzahlen stiegen von 131 im Jahre 1850 auf 171 im Jahre 1912. Auch nicht ganz zu Ungunsten der Stadt, denn die jüdischen Bürger waren maßgeblich am Flourieren der Schwedter Wirtschaft beteiligt. Sie etablierten sich beispielsweise im Tabakhandel und besaßen bis 1911 acht Tabakfabriken.
Das Ritualbad
Im Jahre 1876/77 errichtet, existiert eine sogenannte Mikwe heute noch in Schwedt. In Deutschland gibt es etwa 400, von denen aber nur noch 30 nutzbar sind.
An Tagen des offenen Denkmals ist es auch möglich das Schwedter Ritualbad zu besichtigen, welches eine spezielle Form der Mikwe darstellt - die Kellermikwe.
Diese entstanden im 14. Jahrhundert nach den Pestprogromen, wobei Juden in getrennte Wohnviertel eingewiesen wurden.
An versteckten Plätzen des Kellers eines Wohnhauses wurden schmale Schächte bis auf Grundwasserniveau gegraben, um dort ein etwa badewannengroßes Tauchbecken auszuheben, was durch eine Öffnung in der Mitte einer Kuppel beleuchtet wurde.
In solchen Tauchbädern war oder ist es Juden also möglich, sich von Unreinheiten (im kultischen Sinne), wie beispielsweise nach der Berührung eines Toten (da der Tod als Unreinheit gilt) oder nach Heilung von bestimmmten Krankheiten, rein zu waschen.
Die körperliche Reinheit ist für das Judentum untrennbar mit der geistigen Reinheit verbunden.
Es darf aber nur „lebendiges“ Wasser, also Wasser natürlichen Ursprungs, verwendet werden.
Die Synagoge
Sie befand sich in der Nähe des Ritualbades und wurde für Feierlichkeiten und Festtage genutzt.
Jedoch wurde sie in der Reichskristallnacht geplündert und später abgetragen. Alle Spuren wurden verwischt und erst später wurden wichtige Dokumente und Ansichten entdeckt. Auf einem Luftfoto von 1930 lässt sich der eckige Backsteinbau erkennen.
Das jüdische Gemeindehaus
Im jüdischen Gemeindehaus trafen sich die Juden zu Gottesdiensten. Es befindet sich in der Jüdenstaße und ist heute eine Recyclinannahmestelle.
Der jüdische Friedhof
Der jüdische Friedhof in Schwedt stellt eine Besonderheit dar, da er bis heute nicht zerstört wurde. Es befinden sich dort noch 121 erhaltene Grabmale.
Unter ihnen gibt es auch einige Marmordenkmäler aus den Jahren 1860 und 1873.
Dem Friedhof kommt heute eine mahnende und erinnernde Funktion zu und dient als Denkmal an die vielen Juden, die in den Konzenzentrationslagern umgekommen sind.
Dass dieser Friedhof vor rechtextremistischen Übergriffen nicht sicher ist, zeigt dieser Artikel:
"Jüdischer Friedhof in Schwedt geschändet"
Schwedt (ddp-lbg). Unbekannte haben den jüdischen Friedhof im Brandenburgischen Schwedt (Uckermark) geschändet. Sie schmierten mit roter Kreide eine 30 Zenimeter hohe SS-Rune auf die Friedhofsmauer, wie die Polizei am Dienstag mitteilte. An die dem Friedhof gegenüberliegende Hauswand waren weitere Nazi-Symbole gesprüht worden.
Quelle: BerlinOnline 19.12.2000
Integration einer neuen Bevölkerungsgruppe
Interview mit Pfarrer Hurtienne
Hugenotten:
eigentlich Spottname, Ursprung ungeklärt, vermutliche Bedeutung: "Eidgenosse"
Einwanderer nannten sich selbst so, Bezeichnung für französische Protestanten, die wegen ihres Glaubens in den Jahren 1535-1787 verfolgt wurden
heute: alle Nachfahren von Familien, die Frankreich wegen ihres evangelischen Glaubens verlassen haben
Hintergründe für die Ansiedlung
In der Renaissance setzte die Entwicklung zur Aufklärung ein. Der Widerstand gegen die Doktrinen der katholischen Kirche wurde größer. Diese versuchte jedoch, die Entwicklung zu unterdrücken.
In Frankreich führte dies zu einer Reihe von Auseinandersetzungen, die darin endeten, daß die Krone Zugeständnisse machen mußte. 1598 wurden im Edikt von Nantes die Stellung und Rechte der Hugenotten zum ersten Mal deutlich definiert. Da die absolutistischen Herrscher Frankreichs jedoch eine religiöse Hegemonie anstrebten, wurden die pol. Rechte 1629 im sog. "Gnadenedikt" von Nimes durch Richelieu wieder zurückgenommen. 1685 wurden die religiösen Freiheiten im Revokationsedikt von Fontainebleau ebenfalls aberkannt. Aufgrund des drohenden Gütereinzugs und der religiösen Verfolgung sahen sich somit viele französische Protestanten zur Flucht gezwungen. So entstand die Bewegung der "Refugiés" (Flüchtlinge), die unter anderem einen großen Schaden für die franz. Wirtschaft mit sich brachte und eine der größten Emigrationswellen der europ. Geschichte auslöste.
Die deutschen Könige, vor allem der Große Kurfürst von Brandenburg sahen eine Möglichkeit, daß nach dem Dreißigjährigen Krieg brachliegende Deutschland durch die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte mit ihrer Kultur und ihrem Vermögen wieder zu stärken.
Mit dem Edikt von Potsdam vom 8.11.1685 suchte Kurfürst Friedrich Wilhelm die Ansiedlung der Hugenotten zu fördern. Es entstanden mehrer Siedlungen, wobei auffällig viele eingewanderte Tabakbauern die Umgebung des Markgrafentums Uckermark suchten und somit den Grundstein für eine später stark entwickelte Tabakindustrie bildeten. Viele der Zuwanderer hatten sich zunächst in der Pfalz niedergelassen, waren jedoch offensichtlich durch die Pfälzischen Erbfolgekriege wieder zur Abwanderung nach Osten gezwungen worden.
Die Entwicklung der französischen Gesellschaft in Schwedt
Schwedt (vermutlich altslawisch: swjaty, sweti, suetu) bedeutet etwa "heilig"
In Schwedt, wo der Dreißigjährige Krieg (1618 - 48) viele Verwüstungen angerichtet hatte, und nur noch etwa 15 Prozent der zuvor vorhandenen Bevölkerung zurückgeblieben war, kamen die Neuzuwanderer genau richtig, um den Wiederaufbau zu unterstützen. Während und nach dem Krieg waren finanzielle Probleme im Kurfürstentum aufgetreten, was Friedrich Wilhelms Vorgänger unter anderem dazu zwang, die Herrschaft Schwedt an den Grafen Harrensbach zu verpfänden. Seine dritte Frau, Dorothea von Holstein kaufte die Stadt zu einem Preis von 26'500 Talern von diesem Grafen zurück und die Herrschaft ging auf sie über. Die Kurfürstin plante, aus der Herrschaft Schwedt einen Kurfürstensitz für ihre Söhne zu machen. Damit schuf sie für Schwedt für die Dauer eines Jahrhunderts einen Abschnitt der Blüte.
Sie bot den Hugenotten die Besiedlung dieser Region unter besonders günstigen Bedingungen an. Ihnen wurden die verlassenen Höfe und Ländereien angeboten, sie erhielten 10 "Freijahre" und gegen Zahlung eines Dienstgeldes die Freistellung von Frondiensten. Diese Freiheiten wurden als Privilegien definiert und durch ein sog. Koloniegericht kontrolliert. Als Ergebnis dieser Besiedlung entstand zum Beispiel der von der Markgrafenfamilie erbaute Berlischky Pavillon als französich-protestantische Kirche. Ebenso legten die Hugenotten in Schwedts Niederungen die sog. "Französischen Gärten" an, zu deren Bewässerung später unter anderem der inzwischen restaurierte Wasserturm genutzt wurde. Ortschaften in der Schwedter Umgebung, wie Groß- und Klein Ziethen, Berkholz und Vierraden sind fast vollständig von Hugenotten gegründete Gemeinden. 1689 starb die Kurfürstin und hinterließ in Schwedt 125 bewohnte Bürgerhäuser, statt 43, die sie nach dem Krieg vorgefunden hatte.
Wichtig für unsere Region sind dabei die von den Hugenotten mitgeführten kulturellen und wissentschaftlichen Errungenschaften. Auffällig ist unter anderem die Vielzahl der unterschiedlichen Berufsgruppen: Vom tailheur d'habits (Herren und Damenschneider) über den mestre armurier (Waffenschmied) und den chef de cuisine bis zum Webermeister, Kurzwarenkaufmann, Kleinhändler von Manufakturwaren, Wollkämmer, Chirurgen und natürlich planteur de tabac, bourgeois (Tabakpflanzer- und Bürger) waren die unterschiedlichsten Handwerke und Zünfte vertreten. Beispiele für die gehobene Lebensart der Franzosen sind das eingeführte Bier (bekanntestes Beispiel ist die "Berliner Weiße"), die heute als "Eberswalder Würstchen" bekannten "saucischen", Spargel, Blumenkohl, Weißbrot und natürlich der Tabak.
Der dafür besonders günstige Boden und das Klima in Schwedt und Vierraden war der Schlüssel für die Entwicklung vieler vom Tabakanbau abhängiger Wirtschaftsgruppen:
Tabakplanteure, Tabakkaufmänner- und Fabrikanten, Hersteller von Kau- und Zigarrentabak. Unter Dorotheas Nachfolger, ihrem ersten Sohn Philipp Wilhelm, entwickelte sich Schwedt zu der sog. "Perle der Uckermark". Während seiner Regentschaft entstanden unter anderem die ersten Tabakspeicher, er veranlaßte auch den Bau des Berlischky Pavillons.
Die Familie Harlan (Abraham und Jakob H.) betrieb unter anderem eine Schnupf- und Rauchtabakfabrik auf dem Gelände des heutigen Flinkenbergs mit 188 Beschäftigten und Lagerraum für 25'000 Zentner Tabak. Im Jahre 1800 gab es in Schwedt 310 Bürgerhäuser, 4196 Einwohner, davon 198 französische Refugiés, außerdem 374 bestellte Morgen Tabak, die etwa 2619 Zentner (etwa 130 Tonnen) Ertrag einbrachten, 3 Tabakfabriken beschäftigten 316 Mitarbeiter, 75 Tabakpflanzer (Planteure) und 11 Tabakspinner. Damit waren die französischen Zuwanderer ein herausragendes Beispiel für die wirtschaftliche Kompetenz und die Integrationsfähigkeit der Hugenotten in Brandenburg. Am 7. Juni 1810 entstand eine neue Städteordnung mit einem neuen Magistrat, dessen Leitung der Fabrikbesitzer Louis Jacques Harlan übernahm. Dies zeigt, daß trotz anfänglicher Trennung zwischen den Bevölkerungsgruppen, die Assimilation zu diesem Zeitpunkt bereits soweit fortgeschritten war, daß ein französischer Protestant eine sehr einflußreiche Position erreichen konnte.
Nach ca. 100 Jahren waren die Hugenotten auch sprachlich soweit assimiliert, daß sie meistens nur noch am Namen erkennbar waren und bis heute zu erkennen sind.
Die Hugenotten brachten somit wichtige kulturelle, wissenschaftliche und wirtschaftliche Güter nach Schwedt. Unter diesen Gesichtspunkten und der Berücksichtigung der beispielhaften Symbiose der französichen Kultur mit der brandenburgischen Lebensart, kann man die Integration der französichen Flüchtlinge in die uckermärkische Gesellschaft durchaus als eine erfolgreiche Assimilation ansehen. Die vollständige Integration einer neuen Bevölkerungsgruppe war in der Geschichte bis dahin fast immer gescheitert. In diesem besonderen Fall wurde sie durch die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges gefördert und durch den Nutzen des französischen Kulturgutes für das verwüstete Brandenburg unterstützt.
Es sei jedoch noch erwähnt, daß auch in diesem Fall die typischen Integrationsprobleme bei der Ansiedlung einer andersartigen Bevölkerungsgruppe auftraten. Die Privilegierung der Hugenotten gegenüber einigen Einheimischen und ihr sozialer Erfolg blieben nicht unbeachtet und erzeugten, wie schon so oft, Neid und persönliche Distanzierung gegenüber den Zuwanderern. Die Tatsache, daß dieses Phenomen nicht so stark auftrat und daß die Region im komplexen Zusammenhang von den Zuwanderen profitierte, war wahrscheinlich ausschlaggebend für die geglückte Integration und letztlich Assimilaton der französich- protestantischen Flüchtlinge.
Quellen:
1. Hans Hurtienne: Schwedt und die Hugenotten, Schwedter Jahresblätter. Heft 4/1983, Schwedt: Druckerei "Neuer Tag" 1983, Seiten 26 bis 29
2. Schwedter Jahresblätter. Heft 8/1987, Schwedt: Druckerei "Neuer Tag" 1987
3. Erich Westermann (Stadtarchivar): 700 Jahre Stadt und Herrschaft Schwedt, Stadtarchiv Schwedt/Oder 1936
4. Brockhaus. Die Enzyklopädie, Zwanzigste, überarbeitete und aktualisierte Auflage Band 10 HERR-ISS, Leipzig - Mannheim: F.A. Brockhaus GmbH, 1997
bearbeitet von Peter Günther
In dieser Rubrik findet ihr Tipps zum Weggehen, Essen und Trinken in Schwedt.
Musik-Café
Meistens gut besucht, sodass es schwierig wird einen Platz zu finden.
Es finden Musikthemenabende, Karaokeabende statt, Musikwünsche sind möglich.
Dienstags ist Cocktailabend.
Handelsstr. (nahe dem Oder Center und ZOB)
Irish Pub
Am Wochenende sehr voll. Unterteilt in einen Billardraum und eine Bar. Warum es so heisst, wissen wir auch nicht, auf jeden Fall gibt es dort kein irisches Bier!
Handelsstr. (nahe dem Oder Center und ZOB)
Park Café
Ein wenig unbequemes Sitzen auf Stühlen, aber nette Bedienung, anständige Drinks und Blick auf den Schlosspark.
Mittwochs alle Cocktails für 3 Euro.
Berliner Str. (hinter den Uckermarkischen Bühnen Schwedt- ubs.)
Forever Young
Die kleine Afterwork Coffee Bar zum Entspannen.
Mittwochs alle Cocktails 1 Euro billiger und jeden Samstag Open End - Tanzabend.
Berliner Str. 6 (?)
„Dolce Vita“ - italienisch
Essen und Preise sind in Ordnung. Im Sommer ist es möglich draußen zu sitzen, die Umgebung jedoch ist sehr trist.
Berliner Str. 137c (im Nord Center)
„He La Munh“„ - asiatisch
Etwas versteckt, doch direkt neben dem „Jüdischen Ritualbad“ zu finden.
Eine breite Auswahl an preiswerten Gerichten von buddhistisch bis chinesisch mit freundlicher Bedienung. Und der (Dreh-)Tisch bewegt sich doch! So kann beim gemütlichen Beisammensitzen auch die Speisen anderen gekostet werden….
Karlsplatz 4 (Berliner Str.,Richtg. Ang., rechts ab)
„Athos“ - griechisch
Für die „Knobi“-freunde mit preiswerten Angeboten. Vor und nach dem Essen gibts leckere Schnäpperken.
Karl-Marx-Str. 6
„Kartoffelmaus“ - deutsch
Hier findet ihr ein umfangreichesreiches Angebot rund um die Knolle.
Das Restaurant hat ein gepflegtes Ambiente im rustikalen Stil, die Preise sind jedoch ein bisschen höher angelegt.
Dr.-Theodor-Neubauer-Str. 18
„Jägerhof“ - deutsch
Für den Genießer herzhafter Speisen, genau richtig, wie der Name vielleicht schon verrät. Aber auch Vegetarier bekommen was zu essen. Nette Bedienung und kleine Aufmerksamkeiten (Aperitifs, Eis mit Wunderkerzen) zwischendurch.
Vierradener Str. 47
„Santa Maria“ - italienisch
Freundliche Bedienung und mundende Speisen für den kleinen Geldbeutel.
Heinersdorfer Damm (direkt neben dem Turm Hotel)
„Shalimar“ - indisch
Hier habt ihr eine leckere Vielfalt an indischen Spezialitäten in warmer Atmosphäre.
Ist zwar alles ein bisschen teurer, dafür gibt es aber auch große Portionen und die Bedienung ist sehr freundlich. Auf jeden Fall empfehlenswert....
Berliner str. 40
„Balkanstube“
Üppige Speisen zu fairen Preisen und gemtliche Umgebung.
Auguststr. 17a
Das Odertal unten durch
An der Grenze zu Polen erstreckt sich mit ca. 10 500 ha einer der kleinsten Nationalparke der Welt und zugleich der einzige Auennationalpark Deutschlands. Oder besser gesagt „Internationalpark“, denn es besteht schon seit 1990 eine Zusammenarbeit mit dem polnischem Nachbarland. Dort sind der „Park Krajobrazowy Dolina Dolnej Odry“ (Unteres Odertal) und „Cedynska Park Krajobrazowy“ (Zehden) entstanden.
Nachdem große Teile der heutigen Nationalparkfläche früher nicht intensiv genutzt wurden, sozusagen Niemandsland waren, konnten sich diese auf natürliche Weise entwickeln (hauptsächlich auf polnischer Seite), eine wesentliche Vorraussetzung für die Umsetzung dieses ehrgeizigen Projektes. Das Besondere und Einmalige am Nationalpark Unteres Odertal ist seine riesige Vielfalt an Pflanzen und Insekten. Vor allem aber ist das Territorium auch ein international bedeutendes Vogelschutzgebiet, jedes Jahr brüten hier sehr seltene Vögel, die man sonst in Deutschland nicht mehr findet.
Idylle pur also? Nicht ganz...
Diese wunderbare Natur grenzt an den größten Industriestandort der Uckermark- Schwedt. Diese Tatsache birgt auch noch nach 10-jährigem Bestehen des Nationalparks Brisanz, denn es gibt sowohl Befürworter als auch Gegner. Nach Meinung der Gegner hemmt er die wirtschaftliche Entwicklung der Region. (Wenn es natürlich ins Konzept passt, wird auch mit dem Nationalpark geworben)
Der Wegfall vieler Arbeitsplätze und die immens hohe Arbeitslosenquote haben jedoch nichts mit dem Nationalpark zu tun (denn sozialer Stellenabbau wird schon seit 1990 praktiziert, also 5 Jahre vor der Nationalparkgründung). Die Industrie wird nicht durch den Nationalpark geschädigt, vielmehr würde unsere Region einen noch erheblicheren Imageverlust erleiden, wenn es den Nationalpark nicht gäbe. Denn schließlich ist der Tourismus auch hier fast die einzige Wachstumsbranche, die die Region vor der völligen Versteppung bewahrt.
Dennoch erleben wir alle (4) Jahre wieder, dass sich pünktlich zum Wahlkochen zur Landtagswahl ein Süppchen zusammengebraut hat, was den Streit um dem Nationalpark betrifft. Momentan wird über eine neuen Grenzübergang diskutiert, der zur Verbesserung der Infrastruktur und für wirtschaftlichen Aufschwung mitten durch das Gelände des NP führen soll (mensch bedenke Aufwand und Nutzen). Auch Angler und Jäger wollen mehr Rechte, das heißt überall ihrer Freizeitbeschäftigung nachgehen. Das ist nun aber nicht mehr uneingeschränkt möglich. Bedingung für einen Nationalpark sind (mindestens) 50 % der Gesamtfläche als Totalreservat auszuweisen. Das Motto heißt hier „Natur, Natur sein lassen, jegliche Nutzung ist also ausgeschlossen. (you can´t make an omelet without breaking eggs!).
Einen Kompromiss in dieser Sache zu finden, wird noch lange Zeit brauchen. Vielleicht sollte mensch mal beginnen miteinander und nicht ständig übereinander zu reden. (Vor Monaten wurde dies sogar in einer vom RBB- Fernsehen live übertragenen Diskussionsrunde versucht, die aber ohne stichhaltige Argumente und letztlich ergebnislos blieb). Der Nationalpark ist einfach nur eine Chance und die Verpflichtung etwas Besonderes zu erhalten, vor allem für die Nachwelt.
Die Natur kann ohne uns leben, wir aber nicht ohne sie! Schreibt euch das hinter die Löffel!
Als gebürtiger Criewener muss ich auch einmal zum Thema etwas loswerden. 1993-1994 war ich als "Ranger" im Rahmen eines freiwilligen ökologischen Jahres in der Naturwacht Schorfheide/Chroin tätig und habe mich in diesem Jahr intensiv mit dem Thema beschäfigt.
Problem Nummer 1 wird wohl der Status Nationalpark bleiben, da 50% Quote wohl noch lange nicht erfüllt ist.
Ich vermute, man hatte damals im Eifer und der Euphorie eines grenzüberschreitenden Nationalpark gedacht (der polnische Teil wird erheblich geringer genutzt!), dass was in Polen ungenutzt ist bleibt so und erfüllt damit die 50% Quote. Das Gesetz allerdings let fest, dass "beide Seiten" diese Quote zu erfüllen haben! womit natürlich die probleme vorallem mit den ansässigen Bauern vorprogrammiert sind.
Sicherlich sind die Polder ein einzigartiges Gebiet - allerdings sind sie KULTURLANDSCHAFT und damit von Menschenhand geschaffen. Was damit passiert kann man an vereinzelten Stellen "entdecken" - Verbuschung und Wildwuchs --> damit Vertreibung der seltenen Bodenbrüter im Gebiet.
Ich hatte damals gehofft, das aus dem Gebiet statt eines Nationalpark (ich bin trotz meiner Kritik kein Gegner selbigens)ein Biosphärenreservat errichtet wird, weil hier der Schwerpunkt auf die hachaltige Kulturlandschaft gelegt wird (extensive Weidebewirtschaftung ect.)und der Mensch als Bestandteil intergriert wird, anstatt ihn auszuschliessen.
Ich finde das gerade aus ökologischer Sichtweise ein sehr kurzfristiges und engstirniges Denken einiger sogenannter "Öko´s": wir machen einfach einen Zaum drumherum und gut ist. Dann wundert man sich Jahre später, warum die seltenen Orchideen (weswegen man den Zaum errichtet hat) auf einmal verschwunden sind.
Man muss gerade in solchen sensiblen Bereichen genau daraufachten, was "man" tut und was nicht.
Kai